THEN AND NOW

Montag, 2. September 2013

They call it "Kunft"

I have been to Portugal recently and discovered this fridge branded "Kunft". Was this a "Vorsprung durch Technik" or "Haägen Dasz" strategy of naming or was it just by incident? My first theory: The fridge had to feel serious, reliable, well engineered.


That makes for a german brand name to evocate or connote german reliability and "Vorsprung durch Technik"-feeling. Second thought: As with Haägen Dasz and a lot brand names sounding extremely alien (danish, italian, french, american etc.) to one's foreigner's ears, possibly the brand managers of this portuguese importer or manufacturer of electric devices wanted to give the brand a push forward by naming it somehow teutonic.
Interestingly, there is no german word "kunft", only the resemblance to Kunst/art. Every time I looked at the fridge I thought: Why not name art/Kunst "Kunft"? Have you been to the Kunftausstellung? Yes, I studied Freie Kunft. It's no big deal to make Kunft etc.
Although there are a lot of composite words like Ankunft, Niederkunft, Zukunft, "-kunft" in German stays an appendix. But maybe one of my readers knows the mystery behind the advent of "kunft", which seems to be a close translation.

Montag, 27. Mai 2013

The Retro TIMES





Wir leben in einem neuen Architektur-Historismus. Ein großer Teil der zeitgenössischen Architektur zitiert die Moderne zwischen 1920 und 1950 und kommt als zeitgemäß, modern, ja sogar als avantgardistisch damit durch! Man hat zwar ein bisschen das menschliche Maß verloren – die Fenster sind häufig zu klein, bei Individualbauten reicher Mitbürger dann wieder viel zu groß – aber seit Mies' Pavillon für Barcelona 1928 hat sich eigentlich nichts verändert. Fröhlich wird die Avantgarde "zitiert" (postmoderne Umschreibung für: mir fällt selbst nichts Besseres ein") und aufgeblasen. Nehmen wir mal diese klobigen Klötze in Köln am Rhein:



 (Anm.: Das Foto ist vor geraumer Zeit gemacht worden, als die Dinger noch im Bau waren.) Diese "Kranhäuser" erinnern doch an ... was war es noch? Richtig! Zum Beispiel an das hier:



Der gute El Lissitzky: "Wolkenbügel" hat er seine Kranhäuser genannt und nicht ganz so klotzig in die Moskauer Innenstadt von 1928 projeziert. 
Rückgriffe, Verweise, Zitate hat es nicht nur in der Architektur häufig gegeben. Aber heute ist es mit der einstmals "heroisch" genannten Moderne wie weiland mit dem Neoklassizismus oder dem Neobarock: Wer keine Idee und keine ästhetische Bildung hat, verlässt sich auf die Fundamente einer Epoche, die zwar dahin ist (und mit ihr viele Ideen), die aber, weil sie "Moderne" heißt, ja irgendwie immer noch "modern" ist! Dieselben Leute, die heute Luxusapartements im "Bauhaus-Stil" in Auftrag geben, hätten die Vertreter dieser Bewegung damals vermutlich für verrückt erklärt, wenn sie in ihren Historismus-Villen über den Verfall der Sitten salbaderten. 
Modern ist der Infinitiv eines Verbs: Ich modere, du moderst, wir modern... 
Ich bin ja kein Kulturpessimist – es entstehen auch neue Formen. Das Ding ist, dass Formen immer an Inhalte gekoppelt sind. Wenn einer Gesellschaft der Glaube an Fortschritt und Veränderung ausgeht, besinnt sie sich auf die Formen der Vergangenheit, blendet jedoch gleichzeitig viele Aspekte der Historie aus, die sie als störend empfindet. Bauhaus und Konstruktivismus mit den sozialen Ideen von damals? Die Leute möchte ich heute mal sehen, die das Design ihres Apartments mit der Frage nach dem Existenzminimum verknüpfen. "Unerhört, diese einfachen Formen sollen mal etwas mit gesellschaftlicher Utopie zu tun gehabt haben? Hans, wir dekorieren um!"


Freitag, 22. März 2013

Die Garage und die Band

Vor einiger Zeit habe ich ein Buch entdeckt, "In unseren Städten", eine Jahresgabe der Kaufhof AG aus dem Jahre 1961. Das Buch beschreibt eine Reise zu den deutschen Städten, in denen damals ein Kaufhof-Warenhaus stand. Bebildert ist das Ganze mit Aquarellen des Grafikers Erik Schramm. Das Bild, das mich am meisten beeindruckt hat, ist das aus Düsseldorf:

Erik Schramm, Auffahrt im Kaufhof-Parkhaus Düsseldorf; 1960

Möglicherweise hat dieses Parkhaus existiert oder existiert noch (im Hintergrund ist das Thyssen-Dreischeiben-Hochhaus von Hentrich und Petschnigg zu erkennen), aber mir scheint, der Illustrator hat hier verschiedene Quellen zu einem Bild zusammen gefügt. Links sieht man ein Gebäude im historisierenden Stil, das ist das heutige Steigenberger-Hotel; der Düsseldorfer Kaufhof ist selbst ein Architekturdenkmal, denn er wurde 1906 von dem Jugendstil-Architekten Josef Maria Olbrich entworfen und 1908 eingeweiht. (http://www.baukunst-nrw.de/objekte/Warenhaus-Tietz-heute-Kaufhof--1073.htm) Wie man dort eine hochmoderne Großgarage integriert haben will, weiß ich nicht. Doch es gibt in Düsseldorf ein Gebäude, das trotz seiner profanen Nutzung zu den herausragenden Architekturleistungen der frühen 1950er Jahre gehört und in der BRD geradezu berühmt war: Die Haniel-Großgarage an der Grafenberger Allee, entworfen von dem Architekten Paul Schneider-Esleben und 1952 eingeweiht.

Dieser Glaspalast für PKW kam so elegant daher, dass darin auch ein Unternehmen seine Zentrale hätte beherbergen können. Der Blick von innen nach außen dürfte ähnlich gewesen sein, wie ihn der Zeichner Schramm auf seinem Aquarell festgehalten hat. Zur Garage gehörte ein Motel nach amerikanischen Vorbild. (Infos dazu: http://www.baukunst-nrw.de/objekte/Haniel-Garage-Duesseldorf--317.htm)
Kleiner Nachtrag: Als das Parkhaus 1952 eingeweiht wurde, war Florian, der Sohn des Architekten Schneider-Esleben, 5 Jahre alt. 18 Jahre später gründete er mit Ralf Hütter die Formation "Kraftwerk".

Donnerstag, 14. März 2013

Weissenhof (re)visited

Die Stuttgarter Weissenhofsiedlung gilt als Vorzeigeobjekt des International Style, des funktionalistischen Bauens á la Bauhaus und Konsorten. 1927 als avantgardistisches Prestigeobjekt eingeweiht, als ein Show-off der ultimativen Trend-Architektur, versammelten sich dort ursprünglich 33 Gebäude von 16 Architekten bzw. -teams. Es ist alles versammelt, was in der Nachschau Rang und Namen hat: Vom holländischen De Stijl sind Jan-Pieter Oud und Mart Stam dabei, aus der Schweiz bzw. Frankreich Le Corbusier und P. Jeanneret, aus Belgien Victor Bourgeois, aus Deutschland und Österreich Mies van der Rohe, Peter Behrens, Hans Scharoun, Walter Gropius, Bruno Taut, Hans Poelzig  u.v.a. 

Ich kannte nur die alten Schwarzweiß-Aufnahmen, die kurz nach der Vollendung entstanden; übrigens hat die Daimler-Benz AG schon 1928 Werbefotos mit Autos und attraktiven Fahrerinnen vor dem Corbusier-Bau machen lassen. Im 2. Weltkrieg wurde gut die Hälfte der Gebäude zerstört, u.a. auch deshalb, weil die Wehrmacht eine Flakstellung wohlweislich direkt vor die Weissenhofsiedlung postiert hatte – wenn die "bolschewistischen" Kästen draufgingen, nicht weiter schlimm.

Seit einigen Jahren ist das Corbusier-Wohnhaus renoviert und zum Museum geworden. Das Haus war ursprünglich als Doppelhaus mit zwei Wohneinheiten geplant, die Dachterasse stand beiden Parteien gleichzeitig zur Verfügung. Der rechte Hausteil ist heute begehbare "Musterwohnung", der linke ist Museum.



Dies sind zwei Schlaf-/Wohnräume, die durch eine Schiebetür getrennt werden (hinter dem Schrank verborgen). Die "Einrichtung" bestand aus ursprünglich in Beton gegossenen und glatt verputzten Schränken (heute aus Holz nachgebaut). Dem Schweizer Puritaner Corbusier war Ordnung und Sauberkeit wie beim Militär oder bei den Hutterern sehr wichtig. Darüber kann auch die für Funktionalisten "bunte" Palette nicht hinwegtrösten. (Wir nehmen mal an, dass die Bewohner in früheren Zeiten möglicherweise Bilder an der Wand hatten...) Rechts sieht man die Tür zum Flur bzw. Treppenhaus. Würde man durch sie hindurch nach links gehen, käme man durch einen 80 cm breiten Gang (Schlafwagenmaß – Corbu hatte ja was für Maschinen und fahrbare Untersätze übrig!) zu einer Micro-Waschstelle.

Die Dachterasse versöhnt dann mit Einigem. Ein großartiger Blick über Stuttgart, hier lässt sich bestimmt schön grillen. Aber ob der Corbu das gut geheißen hätte?
Die Weissenhofsiedlung war vor allem eine Bauausstellung, eine Muster- und keine echte Wohnsiedlung, schon gar nicht für die hehre Zeilgruppe einiger Bauhäusler, "den Arbeiter". Es war sogar schwierig, überhaupt Mieter für Corbus Wohntraum zu finden, selbst modern eingestellte bildende Künstler hatten ihre Probleme mit der Raumaufteilung. 
Sieht man einige andere Häuser daneben (z. B. die Wohnfabrik von Mies van der Rohe, dann hat Corbus Haus sogar etwas freundliches.


Mittwoch, 30. Januar 2013

Zeichen der Zeit

Mein Blog heißt »Then and Now«, weil man von vielen Dingen, die einem heute begegnen, auf damals schließen kann – und umgekehrt. Das Deuten und Herleiten von designten Objekten hat mich schon immer interessiert. Ob man es nonverbale, visuelle oder objektbezogene Kommunikation nennt, Gestaltung ist die ästhetische Form einer kommunikativen Intention.
Das Fachgebiet dazu heißt Semiotik. Mit ihr beschäftige ich mich seit ich studierte (ein Weilchen her). Wer wie ich unterrichtet, hat in der Semiotik eine fantastische Methode an der Hand, um gestaltete und ungestaltete, auf jeden Fall sinnlich wahrnehmbare Phänomene unseres Alltags zu analysieren.
Ich wollte schon lange ein Buch darüber schreiben, eine Einführung in das strukturale semiotische Denken. Es gibt einige Einführungen von den großen Meistern – Barthes, Eco, Trabant – um nur einige zu nennen, aber die sind, mit dem gebührenden Respekt vor der Lebensleistung dieser Menschen formuliert, alle zu trocken. Reine Theorie, oft sehr in die Sprache oder in die formale Logik verliebt.
Jetzt ist meine Einführung »Zeichen der Zeit. Eine Einführung in die Semiotik« erschienen. Ich habe sie bei CreateSpace veröffentlicht und bin gespannt, ob und welche Reaktionen ich bekomme. Interessiert? Hier geht's zum Bestellen: http://www.amazon.de/Zeichen-Zeit-Eine-Einf%C3%BChrung-Semiotik/dp/1481819933/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1359454232&sr=1-1

Sonntag, 5. August 2012

Carlo Mollino, rasender Entwerfer

Carlo Mollino (1905 -1973) war ein exzentrischer Allroundgestalter, dessen Exzentrik sowohl in der Ablehnung von allem Plump-Funktional-Rechtwinkligen bestand und ihn als Architekten und Designer zum Aussenseiter machten als auch in seiner Vorliebe für das Abenteuer: Fliegerei, Rennfahrerei und Frauen waren neben dem Entwerfen von Gebäuden und Möbeln seine Leidenschaften. 1955 wollte er mit einem selbst entworfenen Fahrzeug beim 24-Stunden-Rennen in Le Mans starten. Das Geschoss wurde Bisiluro genannt, übersetzt etwa »Doppeltorpedo«, doch die exakte Typbezeichnung war »DaMolNar« wegen der Kooperation von Mollino mit Nardi und dem Rennfahrer Damonte.
Beim Bisiluro befinden sich das enge Fahrercockpit sowie der Tank auf der rechten, das 735 ccm Giannini-Aggregat auf der linken Seite. Zwischen beiden Rümpfen fungieren nebeneinander angeordnete Luftklappen als aerodynamische Bremse. Die Verstellung der Klappen wurde mittels eines eigenen Pedals bewerkstelligt. Im Rennen 1955 konnte sich die Nardi-Giannini-Konstruktion nicht bewähren: Die Luftturbulenzen eines überholenden Rennwagens heben den Bisiluro in der fünften Runde des Rennens an und das Fahrzeug überschlägt sich. Sein Fahrer, Mario Damonte, kommt zum Glück ohne Verletzungen davon. Andere Quellen sprechen davon, dass der Bisiluro von einem viel schnelleren Jaguar D-Type touchiert wurde und deshlab von der Fahrbahn abkam.
Der restaurierte Bisiluro war zum Jahreswechsel 11/12 im Münchener Haus der Kunst zu sehen. Vor dort stammen auch meine Bilder.





































Ein sehenswerter und aufwendig recherchierter Blogbeitrag zu Mollino ist hier: http://mondo-blogo.blogspot.de/2011/12/carlo-mollino-racer.html

Donnerstag, 12. Juli 2012

Freundliche Marken


Bis in die frühen 1970er Jahre hatten viele Marken und Produkte hübsche vermenschlichte oder animalische Visualisierungen als Ergänzung der Wortmarke. Der Michelin-Mann »Bibendum« ist als Markenzeichen bereits Ende des 19. Jahrhunderts entstanden und hat sich bis heute erhalten; der Erdal-Frosch ebenfalls und ein paar andere auch. Doch im Großen und Ganzen ist ein Markenzeichenschwund zu beobachten, wenn es um die humanoide oder animalisierte Visualisierung geht. Das Öltropfen- bzw. Flammen-Männchen von Esso? Gestorben. Der Sarotti-Mohr: Muss vermutlich aus Political Correctness-Gründen überarbeitet werden. Anbei ein paar Beispiele aus der französischen Automobilzulieferbranche der 1960er Jahre: Der Motorradreifen »Rapido« und der Sportreifen »XAS« von Michelin als "behelmte Augen".

Da stellt man sich direkt die animierte Version als TV- oder Kinospot vor ...

Der französische Autoelektrikhersteller Marchal hatte in den 1950er Jahren eine Katze als Markenzeichen eingeführt, die im Signet später ein wenig zum Fuchs mutierte, auf Plakaten jedoch weiterhin Katze blieb. Warum verschwindet so etwas?


Und hier, weil's so schön ist, das Öltropfenpärchen auf seinem Scooter.